Kirche vom Berg aus
Kirche vom Berg aus gesehen.
Innenansicht der Bergkirche

290 Jahre Oybiner Bergkirche

September 2024 von Pfarrer i.R. Heinz Eggert Staatsminister a. D.

Als Oybin noch keine Bergkirche hatte – Die Vorgeschichte

Manchmal geht es sehr paradox in der Geschichte zu. Bestes Beispiel ist Oybin. Warum?
Es gab einmal 1384 eine ganz große Klosterkirche ohne Gemeinde ,denn der Ort Oybin war zu dieser Zeit noch nicht besiedelt. 200 Jahre später dann, als der Ort Oybin besiedelt war gab es keine Kirche mehr.

Aber bleiben wir zuerst am Anfang. Kaiser Karl IV. ließ im 14. Jahrhundert auf dem Berg ein Haus errichten, das er als Altersruhesitz nutzen wollte. 1366 schickte er zwei Cölestinermönche, die er aus Avignon mitgebracht hatte, auf den Oybin. Die Stadt Zittau erhielt den Befehl zum Bau eines Klosters. Der begann im Jahr 1366 mit dem Bau der gotischen Kirche (unter Mitwirkung der berühmten Prager Dombauhütte Parler), die 1384 durch den Erzbischof von Prag eingeweiht wurde.
Im Jahr 1369 stiftete der Kaiser dem Orden der Cölestiner ein Kloster auf dem Oybin. Friedliche Zeiten in großer Einsamkeit und Unerreichbarkeit.
Die Raubritter waren vertrieben und plünderten immer noch von der Burg Karlsfried aus, bis sie dann um 1450 von den Hussiten massakriert wurden,weil sie deren Fischsendungen geraubt hatten. Ja, da war man sehr empfindlich. Jetzt war zunächst mal Ruhe. Die allerdings auch in unserer Heimat nie lange hielt.
Aus dem Altersruhesitz für den Kaiser wurde allerdings auch nichts , denn schon 1378 starb Kaiser Karl IV. mit 62 Jahren an einer Lungenentzündung ,die durch einen zuvor erlittenen Oberschenkelhalsbruch ausgelöst worden war .
In jüngsten historischen Umzügen wurde Kaiser Karl IV. übrigens immer sehr sympathisch von Armin Schüller aus Niederoybin dargestellt . Sympathisch,sehr zu recht .
Den Entscheidungen Karl IV. ist es zu verdanken ,dass Oybin historisch immer erwähnenswert war und seinen Platz in der Geschichte gefunden hat.
Davon lebt Oybin heute noch. Wer ist schon gerne „nicht erwähnenswert “?
Kein Altersitz -aber jetzt wurde das Oybiner Kloster für die königlichen Schätze aus Prag zu einem uneinnehmbaren sicheren Tresor. Seine Feuertaufe, im wahrsten Sinne des Wortes, erlebte der Oybin während der Hussitenkriege um 1420 . Prager Domherren waren aus Prag nach Oybin geflohen und hatten unter anderem viele Kisten mit kostbaren Kirchengerät aus Gold und Silber und wertvollen Reliquien mitgebracht . Schon damals schon von einem unschätzbaren Wert .
Zweimal wurde der Oybin angegriffen. Vor allem den starken Mauern und steilen Felsen war es zu verdanken, dass die Belagerer ergebnislos abziehen mussten. Aus Wut plünderten sie die umliegenden Dörfer , fielen in Zittau ein und brannten den Meierhof am Fuße des Berges nieder.
Das Kloster auf dem Oybin bestand fast genau 200 Jahre.
1546, im Todesjahr Martin Luthers, verließen die letzten drei Mönche den Oybin und siedelten in ein anderes Kloster um. Der Grund: Die Reformation, die in Zittau und Umgebung sehr schnell Anhänger fand, hatte das Kloster ideell und wirtschaftlich unter Druck gebracht. Es musste aufgegeben werden. Die Schätze des Oybins und die wertvolle Bibliothek der Mönche holte sich Kaiser Ferdinand nach Prag .
Die Stadt Zittau kaufte 1574 den Berg Oybin mit den leerstehenden Gebäuden die zumeist zum Kloster gehörten.
1577 schlug ein Blitz in die Kirche ein, wobei diese niederbrannte. Weitere Zerstörungen folgten 1681 durch einen Felssturz. Zu diesem Zeitpunkt war die Burg und das Kloster bereits unbewohnt und wurde von den Talbewohnern als Steinbruch genutzt.
Das war schon eine Tradition seit Jahrhunderten -aus Altem wurde Neues gebaut. Baumaterial war selten und wertvoll.
Verstärkt siedelten sich nun Menschen am Fuße des Berges an. Um 1570 wurden der Wald gerodet, 2 Mühlen wurden gebaut , Äcker Wiesen und Teiche angelegt und die ersten Besiedlungen fanden statt. Häusler, Holzarbeiter, Viehzüchter, Spanndienste, Leineweber und andere siedelten sich an . Viel harte Arbeit und wenig Verdienst. Vom Schicksal verwöhnt waren die Menschen in unserer Region wirklich nie. So entstand mit der Besiedlung eine Kirchgemeinde in Oybin .
Aber sie hatte keine Kirche. Paradox! Damit teilten die Oybiner das Schicksal der umliegenden Dörfer Jonsdorf, Olbersdorf und Lückendorf. Alle wurden sie in die schon existierenden Johanniskirche in Zittau „eingepfarrt“. Das hieß: Wenn ein Kind getauft werden sollte oder wenn zwei Menschen heiraten wollten, mussten sie dafür diese Zittauer Kirche aufsuchen. Auch die sonntäglichen Gottesdienste wurden von den Oybinern in Zittau besucht. Beerdigt wurde immer schon im Ort, oder besser gesagt: auf dem Berg. Der Friedhof, den die Mönche zu Zeiten des Klosters angelegt hatten, war der Bevölkerung des neu
entstehenden Ortes Oybin zur Verfügung gestellt worden. Früher waren dort schon die Dienstleute des Klosters begraben worden, während die Mönche selbst in der Klosterkrypta ihre letzte Ruhe fanden. Die Trauerfeiern allerdings fanden im Freien statt: unter der Kretschamlinde oder vor der Klosterkirchruine. Dazu mussten die Geistlichen aus Zittau kommen.
1699 änderte sich dies. Die Oybiner wurden nun der 1690 bis 1691 erbauten Lückendorfer Kirche zugeordnet. Das hört sich heute gut an, war aber damals auch nicht so einfach, denn es gab keine verbindende Strasse. Also musste man sich über die ausgetrampelten Pfade über den Scharfenstein bewegen. Die Wanderungen jeden Sonntag zum Gottesdienst ,das Tragen der Neugeborenen bei Wind und Wetter, bei Kälte und tiefem Schnee nach Lückendorf und das Abhalten der Beerdigungsfeiern unter freiem Himmel oder im alten Kretscham war immer noch beschwerlich genug .

Als Oybin nur eine kleine Kirche hatte – Das Bethaus

Als 1705 eine Taufe wegen Regen und Schneefalls im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser zu fallen drohte, wurde der schon lange erwachte der Wunsch im Ort ein eigenen Bethaus zu haben, in einen Antrag an den Zittauer Rat umgesetzt, der sich für ihn aussprach und zur endgültigen Genehmigung nach Dresden sandte.
Glaubt nicht, das Bürokratie eine Erfindung der Neuzeit ist. Aber 4 Jahre später war es dann entschieden.
Am 5. Juni 1709 brachte ein Reiter aus Dresden die Erlaubnis das Bethaus zu errichten. Der Bürgermeister von Zittau, Seligmann, wusste wie sehr die Oybiner auf diese Nachricht warteten und schickte am gleichen Nachmittag noch einen Reiter mit dieser frohen Botschaft nach Oybin.
Am gleichen Abend , als die Nachricht eintraf, begannen die Oybiner noch mit großer Begeisterung den Grund für den Bau des Bethauses vorzurichten. Erstaunlich welche Kraft in einer Gemeinde steckt wenn alle wissen, was sie wollen, zusammenhalten und ihre Kräfte bündeln.
Vorsorglich für 2 1/2 Taler hatten die Oybiner Bürger 1708 den Zittauern das Land d.h. den Felsen, abgekauft ,auf dem heute die Kirche steht.
Der Plan die alte Klosterruine auf dem Oybin wieder auszubauen war verworfen worden. Am 1. Juli 1709 wurde der Grundstein gelegt. Die Stadt Zittau schenkte Holz zum Bauen. Oybiner und Olbersdorfer Fuhrleute stellten ihre Pferdefuhrwerke für den Transport umsonst zur Verfügung. Oybiner und Freunde stellten sich unentgeltlich als Handwerker zur Verfügung, bearbeiteten Holz und Fels, malten und steckten ihre ganze Kunstfertigkeit in die Gestaltung der „Stube Gottes“. Als Bauleiter fungierte Johann Georg Scholze.
Geld kam ein durch Geschenke aus Zittau und und Olbersdorf und durch Beiträge ,welche die Gemeindeglieder allmählich regelmäßig erbrachten. Es wurde ein großes Gemeinschaftswerk. Weil alle es wollten.
Der spätere Name “Bergkirche” weist auf eine der Besonderheiten dieser Kirche hin: die Lage am Berg Oybin. Ihr verdankt sie auch die ungewöhnliche Anordnung der Sitzbänke. Es wäre zu aufwändig gewesen ein Plateau in den Felsen zu schlagen. So entschied man sich die Kirche dem natürlichen Verlauf des Felsens anzupassen. Es ist sehr demokratisch, das der Besucher in der letzten Reihe genau so hoch sitzt, wie der Pfarrer auf der Kanzel steht. So steht der Pfarrer nicht über der Gemeinde und kann nicht auf sie herabsehen. Also kein Grund zur Abgehobenheit.
Der untere Teil der dem Berg zugewandten Seite der Kirche ist original Felswand, die in den Bau einbezogen wurde. Ein Verfahren, das man vermutlich von der Klosterkirchruine auf dem Berg Oybin übernommen hat. Aber auch später musste sie vom wasserhaltigen Fels abgemeisselt werden, wie es schon vor 150 Jahren die Mönche an der großen Klosterkirche taten. So begannen die Bauarbeiten für das Bethaus, in dem ab 1709 die Amtshandlungen (Taufen, Trauungen, Trauerfeiern) vollzogen wurden. Die Gottesdienste besuchten die Oybiner weiterhin in Lückendorf.
Trotz des traurigen Anlass war die Freude groß , dass am 5. November des gleichen Jahres in den neuen Mauern des Bethauses schon eine Beerdigung stattfinden konnte.
1710 waren die äußeren Bauarbeiten abgeschlossen. Jetzt begann die Innengestaltung.
1712 erhielt das Bethaus zunächst einen Altar mit Kanzel,einen Taufstein.
1718 wurde der Fußboden gepflastert. 1723 entstanden der Großteil der Deckenmalerei und die meisten Bilder an der oberen Empore.
Aber – wenn man schon ein Bethaus hatte, wollte man auch eine richtige Kirche haben, denn “ das Kirchlein war noch schlecht“ schreiben die Chronisten.
Der Beschluss wurde gefasst und das Bethaus wurde von 1730 bis 1734 zur Kirche umgebaut. Die Vorfreude darüber eine eigene Kirche zu besitzen und die Vervollkommnung des Bethauses kosteten der Gemeinde 500 Taler.

Als Oybin dann eine “richtige” Kirche hatte – Die “Bergkirche”

1732 bauten die Oybiner an ihr Bethaus einen Glockenturm an.
Dazu wurden die Steine eines heute völlig verschwundenen ersten Burgtores auf dem Oybin verwendet. Die Stufen zur Kirche waren schon geschlagen worden. Später sollten sie weiterführen bis auf den Berg. 1756 hatte der Rat der Stadt Zittau dieser Erschliessung des Berges schon zugestimmt ,aber als dann im Siebenjährigen Krieg Zittau beschossen wurde verzögerte sich der Plan um 10 Jahre. Man hatte andere Sorgen und auch das Geld war sehr knapp geworden. Den Bau der Treppe erwähne ich deshalb besonders, weil dadurch natürlich später auch die Bergkirche bekannt und populär wurde. Denn jeder Besucher des Berges sah sich auch die Bergkirche an.
Um 1840 wurde die Bergkirche dann immer bekannter. Die Gastwirte vom „Schwarzen Bär „ und vom „Weißen Ross “ in Zittau organisierten im Sommer Pferdeomnibusfahrten und im Winter große Schlittenfahrten mit bis zu 30 Schlitten. Natürlich mit Musik. Dazu wurden extra Kaffeeküchen auf dem Berg aufgestellt. Natürlich wurde dabei auch immer die Bergkirche besucht. Da erwachte in vielen jungen Menschen der Wunsch ,in dieser Kirche einmal getraut zu werden. Die Hochzeitskirche in Oybin war geboren. Seitdem hatte jeder Pfarrer in Oybin im Jahr mehr Trauungen als Beerdigungen.
Ungefähr zu dieser Zeit (1834) bekam dann der Glockenturm auch eine Turmspitze mit Knopf, Stern und Halbmond.
Stern und Halbmond symbolisieren den Sieg des christlichen Lichtes über den türkischen Halbmond. Ein Symbol das auf vielen christlichen Kirchen nach 1683, dem Sieg über die Türken vor Wien, zu finden ist.
Die erste Glocke – 4 Zentner schwer- wurde mit dem Pferdewagen aus Dresden geholt. Am 24.11.1732 wurde sie geweiht. 1760 kam eine neue Glocke hinzu. 1873 zersprang die größere Glocke. Im gleichen Jahr noch wurde ein dreifaches Geläut aufgezogen, gegossen in einer Glockengießerei in Kleinwelka bei Bautzen. Allerdings musste König Johann von Sachsen dafür ein 7 Zentner schweres erobertes französisches Geschützrohr liefern.
Wobei in Friedenszeiten oder Kriegszeiten Geschütze und Glocken immer die gleichen Wege gingen. Wechselseitig. Das ging auch an unserer Bergkirche nicht vorbei.
1917 mussten 2 Glocken für Kriegszwecke abgenommen werden.
1925 wurden wieder drei neue Glocken angeschafft.
1942 mussten wieder 2 Glocken für Kriegszwecke abgeben werden. So erging es auch dem 1912 installierte Oybiner Glockenspiel, das im 2.Weltkrieg zerstört wurde.
Pfingsten 1967 wurde die von der Gemeinde Wülknitz gekaufte Bronzeglocke geweiht.
Die letzte Glocke wurde dann 2007 in Lauchhammer gegossen und am 2.12.2007 auf dem Oybiner Glockenturm installiert . Jetzt erklingt wieder das Dreiergeläut wie 1873. Hoffentlich für immer.
Aber zurück in das Jahr 1730.
In den folgenden zwei Jahren wurde die Kirche auf ihre heutige Größe erweitert. Im Zuge dieser Baumaßnahmen wurden Decke und obere Empore angehoben. Die untere Empore darunter eingebaut. Eine ingenieurtechnische Meisterleistung. An der Ostseite wurde die Sakristei angebaut, an der Westseite ein Orgelchor.
Das bäurische Barock hat in der reichhaltigen Gestaltung des Kircheninneren seine beeindruckenden Spuren hinterlassen. Staunend stehen die Besucher davor.
Bei genauer Betrachtung stellt man allerdings fest, dass die Kirche – der finanziellen Situation der Gemeinde entsprechend – mit recht einfachen Mitteln gestaltet wurde. Alle Einbauten mit Ausnahme des Altars- und des Taufsteins sind aus Holz gearbeitet, was damals der billigste Baustoff war. Um die Einfachheit zu überdecken wurden die Balken marmoriert.
Die Bilder an den Emporen und der Decke der Kirche gestalteten einheimischen Künstler unter der Leitung des Zittauer Malers Schmid. Sie wandten dabei die sogenannte Grisaille-Technik an. In diesem Grau-in-Grau-Stil wurden damals Vorlagen für die Damastweber in der Region gezeichnet. Damit verdienten die Maler normalerweise ihr Geld. Finanziert wurden sie hier vom Kaufherrn Müller aus Zittau.
An der unteren Empore der wurde das wichtigste christliche Gebet mit Bildern illustriert. Dieses Gebet heißt “Vater unser” und ist nach den Worten benannt, mit denen es beginnt. Alle Bildtafeln haben den gleichen Aufbau: Die bildliche Darstellung in der Mitte, darüber der Wortlaut einer Bitte dieses Gebets, darunter die Angabe der Stelle in der Bibel, an der das “Vater unser” zu finden ist.
In der heute gebräuchlichen Form lautet dieses Gebet:
Vater unser im Himmel. – Geheiligt werde Dein Name. – Dein Reich komme. – Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. – Unser tägliches Brot gib uns heute. – Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. – Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. – Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Dieses Gebet wird in jedem Gottesdienst und bei jeder Amtshandlung (Taufe, Trauung, Beerdigung) gebetet. Außerdem beten es viele Christen täglich. Die Bitte“ Unser tägliches Brot gib uns heute „war damals wirklich eine Bitte ums Überleben. Aus dieser Zeit berichteten die ersten Besucher in Oybin, das ihnen Kinder aus fast allen Hütten entgegenkamen um sie anzubetteln, weil sie in äußerster Armut lebten .
An der oberen Empore (vorderer Bereich, genau über dem “Vater unser”) ist der Beginn der wichtigsten Rede von Jesus Christus (“Bergpredigt”) mit einzelnen Bildern illustriert. Acht Sätze, die in der Übersetzung von Martin Luther alle mit den Worten “Selig sind…” beginnen (daher: “Seligpreisungen”). Heute würde man statt “selig” “glücklich” übersetzen.
Die Decke der Kirche ist mit vielen einzelnen Bildern zu biblischen Geschichten bemalt, die in einer am christlichen Glaubensbekenntnis angelehnten Ordnung aufeinander bezogen sind.
Wenige Kirchen können sich so vieler Geschenke rühmen wie die Oybiner Bergkirche. Romantik berührt, arme wie reiche Menschen.
So konnte der ursprüngliche Altar von 1712 1773 durch einen Kanzelaltar ersetzt werden.
Ein sehenswertes und beeindruckendes Beispiel ist der künstlerische vergoldete Aufbau des Altars mit der eingebauten Kanzel, die als eine der schönsten im ganzen Land galt. Die Oybiner selbst hätten ihn nicht bezahlen können.
Das kleine Altarbild unter der Kanzel stellt halbplastisch das Heilige Abendmahl dar. Aus einem Stück Holz heraus geschnitzt und später bemalt stellt es die Szene da, in der Jesus seinen Jüngern sagt ,dass einer unter ihnen ihn verraten wird. Eine echte evangelische Aussage ist die Darstellung des runden Tisches , denn an einem runden Tisch sind alle gleich.
Über der Kanzel thront das Auge Gottes, das ist die Allgegenwärtigkeit und die Allwissenheit Gottes symbolisiert. Bewacht wird es von vielen kleinen Engeln, die allerdings auch nicht auf sich selbst aufpassen konnten, denn einige von ihnen sind gestohlen worden. Den Auftrag für die Gestaltung des Altars bekam Max aus Bürgstein. (Sloup) Er stammt aus einer alten Künstlerfamilie, die ihre Aufträge auch aus dem Böhmischen Königshäusern bekam. Dementsprechend waren die Kosten für die künstlerische Gestaltung des Altars immens. Der Maler Cuno aus Zittau unterstütze ihn mit der Bemalung der Holzschnitzereien.
1770 wurden die Kronleuchter gestiftet. Das alles bezahlt und damit ermöglicht hat der Leinwandfabrikant Michael Zeisig mit seiner Frau. Sie hatten vorher schon das Dreiergeläut bezahlt. Aus großer Dankbarkeit wurden später in der Kirche die Bilder der Stifter aufgehängt . 1990 wurden diese Bilder gestohlen und 1993 von der Polizei an den Kirchenvorstand in Oybin wieder zurückgegeben. Allerdings waren sie durch Wasserschäden so sehr beschädigt, so dass sie bis heute als nicht restaurierungsfähig gelten. Deshalb sind sie in der Kirche noch nicht wieder aufgehängt worden. Aber die Dankbarkeit bleibt.
Dem Altar gegenüber befindet sich die Orgel.
Die letzte Orgel wurde 1987 von der Firma Schuster aus Zittau gebaut.18 Registern auf zwei Manualen und Pedal, wurden in dem dem barocken Gehäuse von Johann Gottlieb Tamitius aus dem Jahr 1754 untergebracht. Das Geld für diese Anschaffung war ab 1980 durch die berühmten „Abendmusiken bei Kerzenschein “ erwirtschaftet worden. Vieles war dem großen Engagement des Gewandhausorganisten Prof. Matthias Eisenberg zu verdanken.
Aber diese Orgel hatte auch sehr berühmte Vorgänger.
Die Kirche war in ihrer Anfangszeit nur mit einem Orgelpositiv ausgestattet, das von einer gebrauchten Orgel abgelöst wurde. 1754 wurde eine ebenfalls gebrauchte Tamitius-Orgel aus Wittgendorf in die Kirche eingebaut. Im Orginal kostete sie 700 Taler. Aber der Oybiner Schulmeister Hübel – ein verdienstvoller Mann – konnte alle überzeugen, das die armen Oybiner nicht soviel zahlen könnten, so dass er sie für 190 Taler bekam.
1921 baute dann die Firma Schuster aus Zittau eine neue Orgel in das alte Gehäuse ein.
Nicht nur nebenbei – aber mit dem gleichen Argument der Oybiner Armut – bekam Hübel in Wittgendorf auch noch den Taufstein geschenkt, und liess ihn am gleichen Tag von Oybiner Fuhrleuten abholen. Sicher ist sicher.
Spender bezahlten später die aus Holz geschnitzte prachtvolle Taufkrone.
Wenig später, 1756, brachte man das Gemälde über der Orgelempore an. Es zeigt den tanzenden israelitischen König David (2. Buch Samuel, Kapitel 6). Gemalt wurde es vom Maler Michaelis.
1972 wurde die Sanierung der Kirche im Inneren nach fünf Jahren abgeschlossen.
Eine Gedenktafel für die Gefallenen des 1. Weltkrieges befindet sich links vom Altar. Ein Gedenkstein für die Toten des 2. Weltkrieges steht vor der Kirche.
Wann ward IHR denn das letzte Mal in der Bergkirche?
Besucht sie.
Man kommt immer ein wenig weiser heraus, als man hinein gegangen ist.
Denn die Bergkirche hat ein Geheimnis. Sie predigt selbst.
Besser als manche Pfarrer es jemals können.
Also, nur Mut! Besucht sie!
Gott schützte Euch und dieses Gotteshaus, das vor 290 Jahren gebaut wurde.

Dieser Text kann bei mir per e-mail abgerufen werden eggert.oybin@gmail.com
Heinz Eggert